Deutschland – Nigeria 1:0

Vorbericht:

  • Die Weltmeisterschaft hat ihren ersten handfesten Skandal. Auch ich bin geschockt, empört, außer Sinnen vor Wut. Hat die ostasiatische Wettmafia vor dem Eröffnungsspiel unserer Fatmire Bajramaj K.O.-Tropfen in das Fußnagellack-Fläschchen geträufelt? Schlimmer. War die Kanadierin Christine Sinclair beim völlig irrealistisch anmutenden Freistoßtreffer gegen Nadine Angerer gedopt? Noch viel schlimmer. Hat Torschützin Kerstin Garefrekes beschlossen wegen ihres Fauxpas vor dem leeren Tor den Ball 90 Minuten nur noch mit dem Kopf spielen zu wollen? Nein.
  • DAS FONTDESIGN DES DEUTSCHEN NATIONALMANNSCHAFTSTRIKOTS IST FÜR DEN POPO. Experten reden von Schweinebauchdesign und sind sich einig, dass diese Schriftart nur von optisch nervgestörten Supermarktleitern oder Kindergärtnerinnen mit dem Drang zum Erstellen lustiger Geburtstagskarten eingesetzt wird. Eine nationale Schande. Dazu trägt dieser Ausbund an Hässlichkeit den Namen „Action-Man“, was dem Ganzen noch die Krone aufsetzt.  Der Mut, diesen Missstand aufzudecken, inspiriert auch mich, offen und ehrlich die Punkte anzusprechen, die mir diese WM langsam zu vermiesen drohen.
  • So höre ich während der Spiele dauernd eine Stimme (manchmal eine Frau, manchmal ein Mann) die mich mit fortschreitender Dauer eindösen lässt. Die Werbebanden wirken männlich kantig statt weiblich abgerundet. Die einzelnen Tormaschen sind nicht voll symmetrisch. Und jedesmal, wenn ich nach dem Halbzeitpfiff kurz auf die Toilette gehe und zurückkomme, ist die Werbepause zu Ende. Ich habe ohne Witz bisher keinen einzigen Spot gesehen. Langsam macht das keinen Spaß mehr.
  • Der Fontkatastrophe gilt es jedoch auch, Einhalt zu gebieten. Hier ein paar meiner Vorschläge, die durch weibliche Ästhetik, feinsinnige Formen und optische Schmeichelei bestechen:



  • Los geht es übrigens um 20:45 Uhr. Champions League-Zeit. Und das ist gut so, denn mal ehrlich: um 15 Uhr wird doch nur in der Europa-League-Qualifikation angestoßen, wenn in Dnjepr Dnjepropetrowsk die Zweitklässler rausgeschickt werden, um den Platz trocken zu kehren.
  • Nigeria dürfte in Bestbesetzung antreten, bei Deutschland feiert Torfrau Nadine Angerer ihr 100. Spiel im Trikot der Nationalelf. Hier ein Video, über das die immer etwas verhärtet wirkende Keeperin sicherlich auch lachen kann:
  • Witzig finde ich den Teaser von Spiegel Online zum Live-Ticker. Kann man drehen und wenden wie man will, da spielen heute Abend wohl nur zwei Frauenmannschaften mit. War Katrin Müller-Hohenstein deshalb gestern so sicher, dass in der zweiten deutschen Vorrundepartie mit vielen Toren zu rechnen sei?
  • Jetzt habe ich über Nigeria gar nichts geschrieben. Es genügt wohl auch der Blick in die offizielle Begegnungsstatistik: 6 Niederlagen, 2:21 Tore. Tippfreunde wissen, wo sie das Kreuzchen zu setzen haben.

Nachbericht:

  • Ein herzliches Willkommen zur ersten offiziellen Meisterschaft im Frauentreten. Es treten gegeneinander: die Auswahl aus Nigeria (schwer aktiv) und Deutschland (zunächst hauptsächlich passiv). Geleitet wird die Partie von einer kleinen, freundlich grinsenden südkoreanischen Schiedsrichterin namens Sung Mi Cha, die die Trikots der nigerianischen Frauen zweifellos mit OP-Leibchen verwechselt und dementsprechend wohl auch eine Operation am offenen Knochen hätte weiterlaufen lassen.
  • Ich bin sauer. Die haben meine Melanie kaputtgetreten, diese wildgewordenen Afrikanerinnen. Was da heute Abend auf dem Platz Gesundheitsamok gelaufen ist, war eine Mischung aus Maik Franz und mehreren Buschsöldnern mit Macheten zwischen den Zähnen. Immerhin geriet das deutsche Tor nie ernsthaft in Gefahr, denn wer mit Äxten am Bein schießt, kriegt keinen geschliffenen, sondern nur einen aufgeschlitzten Ball auf den Kasten.
  • Beeindruckt von der Härte war die DFB-Auswahl allerdings doch. Gerade in der ersten Spielhälfte funktionierte gar nichts. Eine frühe Torchance von Laudehr, danach ging der spielerische Aspekt in der schreienden Blindheit des Schiedsrichterinnengespanns unter. Prinz wieder ohne Bindung zum Spiel, nicht mal richtig gefoult wurde die Arme, weil von ihr einfach keine Gefahr ausging. Fast konnte sie einem leid tun.
  • Ab der zweiten Hälfte jedoch wird dagegengeholzt. Die Taktik der Nigerianerinnen ist klar: einen Punkt und vielleicht den einen oder anderen Knochensplitter als Trophäe mitnehmen. Doch daraus wird nichts, denn Simone Laudehr trifft nach einer Standardsituation aus dem Gewusel zum 1:0. Das war 2011 von seiner eindeutig weniger schönen Seite, aber solche Spiele musst du eben auch gewinnen, wenn du Weltmeisterin werden willst. Nigeria ist damit ausgeschieden, Kanada genauso. Und wenn für meine Melanie ebenfalls die WM vorbei sein sollte, trete ich heute noch ein südkoreanisches Elektrogerät zu Schrott.

6 Gedanken zu “Deutschland – Nigeria 1:0

  1. Nigeria? Wo liegt gleich noch Nigeria … die dürfen halt auch auf den Platz … Amis würden sagen: als Token-Nig… da das politisch abba nicht korrekt ist, sag ich das natütlich nicht …

  2. Oarrr, das war jawohl… Gaaaaah! Echt mal, ich hatte noch Stunden später übelsten Bluthochdruck. Treten die uns da die halbe Mannschaft kaputt! Und diese dämlich grinsende und sonst gar nichts machende Schiedrichterin! Ich hoffe, die darf nicht noch einmal ein WM-Spiel pfeifen! Und hat hoffentlich schon einen fetten Anschiss vom obersten Schiedsrichtertribunal bekommen!
    Waaaaaaah! Des rescht misch auf! Aber sowas von!

    • Ruhig bleiben, wir haben doch gewonnen und die Treterinnen nach Hause geschickt. Aber wenn ich das Gör erwische, das meiner Melanie aufs Außenband gestiegen ist….

  3. Auf dem Weg zum WM-Titel sei ein schlechtes Spiel der Deutschen praktisch fester Bestandteil. Das sei doch schon damals gegen Ungarn so gewesen, erklärte gestern Werner unserer verblüfften (und ebenfalls bekennend kompetenzfreien) Fußball-TV-Kneipenrunde. Dachte, das passt hierher.

    Mit Werner war ich übrigens 2001 bei der Frauen-EM in der Kreuzeiche in Reutlingen: 10 Euro Eintritt, 2 Spiele, 23 Zuschauer, pro Spiel 1 Stadionwurst. Es spielten Dänemark, Norwegen, Italien und Frankreich. Wer gegen wen, weiß ich zwar nicht mehr, aber so viel noch, dass Werner nach den zwei Kriterien „Klang der Hymne“ und „Anzahl blonder Zöpfchen“ seine Gunst vergab.

    • Werner hat absolut Recht, gerne ist es auch das zweite in der Runde, siehe letztes Jahr gegen Serbien. Oder zwei Jahre zuvor bei der EM gegen Kroatien. Zwei Nationen, die für auch mal gutgehobelte Tretereien stehen und damit ganz in die Reihe zu Nigeria gestern Abend passen. Halbfinale für die Knight’s Ladies (ich arbeite gerade sprachtechnisch am Pendant zu „Jogis Jungs“) ist also absolut realistisch.

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