Vorbericht:
- In Gruppe D gibt es nicht mehr allzu viele Fragen aufzuarbeiten. Hält Australien Norwegen auf Distanz und zieht ins Viertelfinale gegen die USA ein, wo es mit Sicherheit ordentlich auf den Känguruhbeutel geben wird? Welches Spiel läuft in der ARD, welches auf ARD Festival, dem Knallersender, der -egal, wann ich auch einschalte- immer nur die Promo mit dem Chamäleon laufen lässt und nie mal eine gescheite Übertragung eines Rockkonzerts. Und kann sich der größte und einzige Weltstar, den diese Sportart bisher hervorgebracht hat, im Kampf um den Ball auch gegen echte Männer durchsetzen? Moment, die Frage ist schon beantwortet: leider nein, siehe Cristiano Ronaldo bei der WM 2010.
- Bibi rettet die Welt. Jawoll, die Deutsche Bibiana Steinhaus, sozusagen die Lira Bajramaj der Schiedsrichterzunft, zieht heute los und rückt das schief gewordene Bild der weiblichen Referees ins rechte Licht. Fallobst, Handgesindel, Foulfußvolk und andere Tunichtgute haben keine Chance. Möglicherweise der entscheidende Grund für die ARD, Äquatorial-Guinea gegen Brasilien zu übertragen (zum Zeitpunkt dieses Vorberichts ist noch alles offen). Denn dort dürfte es law’n’order-mäßig ordentlich etwas zu tun geben.
- Australiens Stürmerin Lisa de Vanna war im September vergangenen Jahres in einen Facebook-Sex-Skandal verwickelt, als sie verwirrende Bilder hocherotischen Inhalts auf ihrer Seite des sozialen Netzwerks veröffentlichte. Gerne gebe ich an dieser Stelle die Moralinstanz im Sinne von des Deutschen liebsten Schmuddelblattes und echauffiere mich: „Schmutz, Schund, einfach nur widerlich, hier ein Beispiel„. Mich erinnert die gute Frau ja immer an einen Charakter aus den Asterix-Comics, ich komme aber jetzt nicht auf den Namen. Vielleicht weiß die werte Leserschaft Rat.
- Nachtragen muss ich noch meinen Schock über den Stromausfall im Dresdener Stadion während des Matches Kanada gegen Nigeria. Kurzzeitige komplette, auch für das Schiedsrichterinnengespann deutlich sichtbare Dunkelheit. 10 Minuten ging gar nichts mehr auf Rasen. Unmittelbar nach dem Anpfiff das 0:1 für die Nigerianerinnen. Ich werde jetzt nicht den Witz bringen, dass die Afrikanerinnen Dunkelheit eher gewöhnt sind. Ich habe auch noch Würde.
- Wo wir beim Nachtragen sind, hier der beste Couchdialog während des Spiels Deutschland gegen Frankreich, so stattgefunden unmittelbar nach dem verwandelten Foulelfmeter von Inka Grings. (Bruder) „Die hat die Ecke gehabt!“ (Ich) „Wie bitte?“ [Es läuft die Wiederholung, die französische Ersatztorhüterin fällt nach rechts, der Ball schlägt weit links von ihr ein] (Bruder) „Äh“ (Ich) „Bewirbst du dich jetzt heimlich als Reporter beim ZDF?“ Gelächter.
Nachbericht:
- Spektakuläres Geständnis gleich zu Beginn: ich habe die ersten 9 Minuten des Spiels verpasst, weil ich dachte, der Anstoß wäre erst um 18:15 Uhr. Das soll sich aber auch einer merken können. Ab dem Viertelfinale kommt übrigens noch die Anstoßzeit 17:30 Uhr hinzu. Die FIFA wünscht frohe Verwirrung.
- Viel verpasst habe ich allerdings nicht in der ersten Hälfte. Absolutes Highlight: Superstar Marta wird in Manndeckung genommen, Äquatorial-Guineas Handspezialistin Bruna lässt sie nicht aus den Augen und folgt ihr sogar auf dem Weg zum Trainer, als sie dort taktische Anweisungen holen bzw. realistischerweise eher geben will. Es ist eine kühne Vermutung, aber ich glaube, in dem Moment hatte Otto Rehhagel vor dem Fernseher eine Erektion.
- Die zweite Halbzeit habe ich umgeschaltet. Woraufhin ich feststellte, dass auf EinsFestival HD wieder nur die Promo mit dem Chamäleon läuft. Lediglich auf dem nichthochaufgelösten Kanal gibt es Fußball. Liebe GEZ-Zahler, Ihre Gebühren am Werk! Norwegen für ein Team, das gewinnen musste, erschreckend lustlos im Spiel nach vorne, Australien viel spielbestimmender. Dennoch gehen die Norwegerinnen nach einem wieder mal katastrophalen Fehler durch die abwehrschnitzerprobte Servet Uzunlar mit 0:1 in Führung.
- Direkt im Gegenzug der Ausgleich durch Simon. Danach das bekannte Spielmuster. Der Kommentator brabbelt aufgeregt die Erfolgsgeschichte der Skandinavierinnen herunter, erklärt ein Ausscheiden zum Weltuntergang. Den Spielerinnen ist es egal, nach vorne kommt wenig, mit Ausnahme eines Freistoßes ans Lattenkreuz durch Rönning. Drei Minuten später das entscheidende 2:1 durch einen Simon-Kopfball und kreative Orientierungslosigkeit der norwegischen Torfrau. Der ex-Weltmeister, ex-Europameister und ex-Olympiasieger ist nun offiziell auch ex-WM Teilnehmer 2011. Ha det, Norge!