Vorbericht
- Hätte mir vor der WM jemand erzählt, dass mich Portugal gegen Brasilien ins Halbwachkoma entschlummern und Schweiz gegen Honduras vor Anspannung erzittern lassen würde, ich hätte ihn in die nächste Paul Gascoigne-Klappsmühle einliefern lassen. Aber so ist sie nun mal, diese seltsame Veranstaltung.
- Die Schweiz braucht zwei Tore gegen Honduras (den Benaglio überwinden die eh nicht). Zwei Tore für ein Hallelujah, denn dann – wenn ich mich nicht verrechnet habe – ist ihr der Einzug unter die besten 16 Teams nicht mehr zu nehmen. Gottmar Hitzfeld könnte demzufolge nach zwei schnellen Einschlägen in der Coaching-Zone einen Fernseher aufstellen lassen und sich ob der Verzweiflungstaten der Spanier und Chilenen frische Lachfalten ins Gesicht bauen. Zwei Tore haben die Eidgenossen bisher ja auch schon gesehen. Dummerweise noch nicht in einem Spiel und für sich.
- Was los wäre, wenn der große Turnierfavorit Spanien nach Hause fahren müsste, kann ich mir gar nicht vorstellen. Trainer del Bosque würde wahrscheinlich direkt nach Ankunft in Villariba oder Villabacho gepaellat und gazpachot werden, Xavi müsste gar einen bürgerlichen Namen annehmen, David Villa seinen Namen in Mietwohnung ändern. Andererseits könnte Schweiz gegen Brasilien ein interessanteres Spiel bieten als Spanien gegen Brasilien. Hat man ja heute mittag gesehen, was dabei rauskommt, wenn zwei hoch gehandelte Mannschaften unbedingt nicht verlieren wollen.
- Mein Rat an Hitzfeld: bring den Derdiyok vorne als Spitze und lass ruhig körperbetont spielen. Dann verliert der Spaßkicker aus der Karibik schnell die Lust. Ein früh gezücktes kleines Brechstängli kann doch niemandem schaden.
Nachbericht
- Nee, ihr Schweizer, jetzt habt’s endgültig verbockt. Spielerisch war das etwas, was die Eidgenossen wirtschaftlich wohl nie einreichen werden – nämlich eine Bankrotterklärung. Da hilft auch die Ausrede nicht, dass es am großen Gegner gefehlt hat, gegen den ihr besser hättet aussehen können. Wer bei einer WM gegen Honduras nicht gewinnen kann, hat im Achtelfinale nichts zu suchen.
- Lustig war der Honduraner ja schon. Ich hab mich stellenweise gefragt, weshalb die Schweizer bei den Kontern überhaupt noch nach hinten gelaufen sind. Da wäre doch eh nie etwas passiert. Ein Angriff, der eigentlich für den nächsten Friedensnobelpreis nominiert werden müsste. Mahatma Gandhi und der Dalai Lama gemeinsam auf Mutter Teresa hätten eher einen Spielzug zum Siegtreffer abgeschlossen.
- Damit hat der Südamerikaner alle Teilnehmer durchgebracht. Immerhin ist es nach Brasilien gegen Chile einer weniger. Spanien hingegen trifft auf Portugal. Viel krampfiger als der Schweizer heute kann das wahrlich auch nicht werden.