Brasilien – Schweiz 1:1

18:54 Uhr, Luschniki-Stadion, Moskau. Abpfiff. Die deutsche Nationalelf ist erinnerungswürdig ins Turnier gestartet. Ich setze mich an den Rechner und schreibe den Vorbericht zu Brasilien gegen Schweiz. MITNICHTEN UND MITNEFFEN, MEINE LIEBEN BALLFREUNDE! Den schreibe ich natürlich jetzt, knapp 6 Stunden vorher. Wenn die DFB-Elf gewonnen hat, wird glasklar gefeiert. Wenn nicht, hänge ich überm Heimtrainer und strampel mir bei herzhaftem Geknüppel von Dark Tranquillity die Waden heiß und den Frust aus dem Körper. Oder kauere mich bei ’ner alten Paradise Lost oder der neuen Ghost in ein einsames Eckchen, um ordentlich eine Runde weltzuschmerzen. Man ist ja auch nur Mensch.

Brasilien. Die sollen ganz gut Fußball spielen können. Kritikern dieser These entgegne ich mit fester Stimme: Nehmt nicht nur die beiden letzten WM-Spiele zum Maßstab! Die sind nach dem Deutschland-Trauma wieder gut beieinander und sinnen auf Rache. Vor allem dieser Neymar, der 2014 im Halbfinale wegen eines Wirbelbruchs nicht dabei sein konnte und dem kollektiven Genickbruch seiner Kollegen hilflos zusehen musste. Ob das so weit geht, dass die brachial gegen die Schweizer verlieren, damit sie schon im Achtelfinale auf uns treffen, wage ich zu bezweifeln.

Wer Bundesliga-Fan ist, aber die Deutschen aus Prinzip nicht mag, (wer an so etwas leidet, bitte vorsichtshalber bei einer Behörde melden) hält feste zur Auswahl der Eidgenossen. Mehr aktuelle und ehemalige Bundesligaspieler als der durchschnittliche Katar-Scheich essen kann: Die Torhüterriege mit Sommer, Bürki und Mvogo steht geschlossen hierzulande unter Vertrag, in der Abwehr Akanji aus Dortmund, Elvedi aus Mönchengladbach, im Mittelfeld der Frankfurter Fernandes, Zakaria und Zuber (Mönchengladbach, Hoffenheim) und ganz vorne Embolo, der Schalker und Drmic, der nächste Fohlenkicker. Dazu the best of ex: Xhaka, Rodriguez, Shaquiri, Seferovic, ach komm, eigentlich alle.

Ich drück denen die Daumen, ist ja quasi die Bundesligaselektion, dargebracht auf dem Tablett dieser Weltmeisterschaft. Wenn sie die Sambatänzer ärgern, bin ich offen und ehrlich stolz. Sollte es nicht klappen, haben wir ja noch den Jogi mit seiner Truppe als the real thing.


Brasilien nur unentschieden gegen die Schweiz und ich kann mich wegen des Deutschlandspiels nicht richtig schadenfreuen. Danke, Jogi! Die Bundesligaauswahl ist the real thing.

Eins sag ich euch aber: Südkorea gegen Serbien im Achtelfinale guck ich nicht.

Respekt für die Nati: Auf den wie gemalten Führungstreffer von Coutinho einfach nach Wiederanpfiff trocken mit einem eingenickten Eckball zu antworten und dann (auch dank Sommer im Tor) das Remis über die Zeit zu bringen. Für die Leistung hätte man das Achtelfinale verdient.