- Kim Jong-Un, der von seinem Volk so sehr geliebte Führer, dass er sich exklusiv von dieser Liebe ernähren und daher so stramm rund, kernig und gesund aussehen konnte, hatte einen Plan. Die WM würde mit Nordkorea stattfinden! Heute Abend, ohne jegliche Vorankündigung, würde er seinen getreuen Anhängern die frohe Botschaft übermitteln. Auf sein Geheiß hatte der nordkoreanische Geheimdienst nämlich einen Zeppelin in Cuiaba gechartert, der zwischen 18 und 20 Uhr Ortszeit über der Arena Pantanal seine Kreise ziehen sollte. Die Übertragung erfolgte aus der Vogelperspektive und sicherlich würde dabei niemandem auffallen, dass sich tief unten auf dem Rasen der verhasste Nachbar aus dem Süden abmühte. Etwaige Restzweifel würde Nordkoreas Béla Réthy mit ihrer enthusiastischen Kommentierung sicherlich zu beseitigen wissen. Und sollten die blöden Amibrustnuckler schlecht spielen, gäbe es halt wieder eine schöne Drohung mit dem dritten Weltkrieg. Weil die letzte lag doch schon ein Weilchen her. SIEG! NORDKOREA! VATERLAND!
- Diese putzige Einleitung vermag nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich von beiden Teams null Ahnung habe. Die Russen kicken vorzugsweise in ihrer eigenen Liga, international tun sie sich kaum noch hervor. Am bekanntesten ist wohl ihr Trainer Fabio Capello, erfolgreich vormerklich in der italienischen Liga, erfolglos bei der letzten WM als Verantwortlicher für die englische Nationalauswahl.
- Südkorea hat den in der Bundesliga für Leverkusen gegen den Ball tretenden Heung-Min Son, dazu noch Ja-Cheol Koo (Mainz), Dong-Won Ji sowie Jeong-Ho Hong (beide Augsburg). Ansonsten ein paar englische Legionäre und im asiatischen Raum tätige Kollegen. Ich hoffe mal, die sind weniger freundlich als die Japaner, bei denen die eigenen Fans nach dem Spiel im Stadion saubermachen. Der alte Rolf Rüssmann-Spruch „Wenn wir hier nicht gewinnen, dann treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt“ würde japanischen Dolmetschern wohl ein verzweifeltes Achselzucken entlocken.
- Bei den Mexikanern habe ich noch den Torwart gelobt, wenige Stunden später patzt der Kollege aus Russland. Igor Akinfeev hatte ich als Keeper in Erinnerung, der das russische Tor schon seit Ewigkeiten solide und unespektakulär hütet. Den Schuss gestern von Lee hätte allerdings Putin mit vorher noch rechtzeitig entblößter Brust gestoppt.
- Überhaupt viele Unsicherheiten bei beiden Schlussmännern. Ich habe schon unseren Müller lauern sehen und sich neue Trefferkerben ins Schienbein geschnitzt.
- Toller Publikumsservice: man konnte die Begegnung prima mit geschlossenen Augen verfolgen. Denn wenn es in Strafraumnähe ging, wurde man rechtzeitig von den spitzen Schreien koreanischer Mädchen aufgeweckt. Es müssen koreanische Mädchen gewesen sein, denn russische Männer dürfen glaube ich von Gesetz wegen nicht so schreien.
- Der Ausgleich letztlich verdient, aber mit der Leistung hinten dürften weder Südkorea noch Russland im Achtelfinale ein Problem für die DFB-Elf darstellen.
Tore:
0:1 K.H. Lee (68.)
1:1 Kerschakow (74.)